Kennst du das auch? Der Spaziergang mit deinem Hund sollte eigentlich herrlich entspannend sein, doch bereits zu Hause zieht dein Hund zu der Haustüre und spätestens draussen beim Baum oder Artgenossen gibt’s kein Halten mehr. Damit stehst du nicht alleine da – das Ziehen an der Leine ist eines der häufigsten Probleme bei Hundehaltern. Damit du Neues trainieren und Erlerntes festigen kannst, habe ich dir 6 leichte Übungen und Tipps zusammengestellt, mit denen du die perfekte Leinenführigkeit trainieren und du wieder stressfreie Spaziergänge mit deinem Hund geniessen kannst.
Was bedeutet eigentlich gute Leinenführigkeit?
Gute Leinenführigkeit bedeutet, dass dein Hund gelernt hat, an der lockeren Leine neben dir zu laufen, ohne daran zu ziehen und er sich trotz verschiedenen Umwelteinflüssen auf dich konzentrieren und sich an dir orientieren kann.
Weshalb ist gute Leinenführigkeit so wichtig?
Es kann immer wieder vorkommen, dass ihr euch in einer Alltagssituation befindet, in der ein unkontrolliertes Ziehen an der Leine zu vermeiden ist. Das kann zum Beispiel an einer stark befahrenen Strasse, in einem Geschäft, in der Tierarztpraxis oder in einem Restaurant sein, wo dein Hund an der kurzen Leine geführt werden muss.
Das Ziehen an der Leine ist für euch beide auf die Dauer nicht nur stressig, sondern auch ungesund, denn Verspannungen und einseitige Fehlbelastungen können die Folge davon sein.
Leider hat die Leine für den Hund oft eher einen strafenden Charakter. Der Hund kommt nicht, wenn du ihm rufst – also wird er angeleint. Oder er möchte irgendwo schnuppern, stattdessen wird er weggezogen. Oft wird die Leine also eingesetzt, um störendes Verhalten zu unterbinden.
Es ist also wichtig, dass die Leine positiv verknüpft wird. Die Leine ist ein wunderbares Band zwischen dir und deinem Hund, das ganz viel Sicherheit vermittelt. Dein Herzenshund lässt sich von dir führen und vertraut dir. Es gibt also viele Gründe, die Leinenführigkeit mit Motivation, Geduld und einem guten Plan zu trainieren.
Warum zieht der Hund an der Leine?
Dass ein Hund neben uns an der Leine läuft ist eigentlich ziemlich unnatürlich. Aus der Sicht deines Hundes bedeutet der Spaziergang nicht nur, sein kleines und grosses «Geschäftchen» zu verrichten, sondern vor allem die Markierungen von Artgenossen aufzuspüren und ihnen auf Augenhöhe zu begegnen. Wenn du ihn nun von diesen Informationsquellen wegziehst und ihm diese für ihn spannende Tätigkeit unterbindest, empfindet dein Hund die Leine und dich als Hindernis. Häufig passiert es unbewusst, dass der Hund mit dem Ziehen Erfolg hat, zum Beispiel, wenn er am Boden schnüffelt und sein Herrchen oder Frauchen darauf reagieren und mitlaufen, oder wenn der Hund zieht und er daraufhin freigelassen wird. Der Hund lernt so, dass er mit Ziehen Erfolg hat. Die Belohnung verstärkt wiederum das unerwünschte Verhalten. Der Hund orientiert sich nicht mehr an dir, sondern umgekehrt.
Leinenführigkeit zu trainieren bedeutet also, dass du für deinen Hund wieder interessant bist, du die Führungsrolle souverän übernimmst und dabei der Spassfaktor nicht zu kurz kommt.
Tipp 1 Definiere die Trainingszeit
Dein Hund muss zu Beginn klar unterscheiden können, wann ihr die Leinenführigkeit trainiert und wann ihr einen gewöhnlichen Spaziergang macht. Nimm für das Training ein neues Halsband, so dass dein Hund weiss, dass jetzt das Leinentraining beginnt. Ein breites gutsitzendes Lederhalsband oder ein Zugstopp-Halsband eignen sich dafür sehr gut. Die Leine sollte eine maximale Länge von zwei Metern haben. Mit einer Flexi-Leine solltest du nicht trainieren, denn sie gibt auf Zug nach, was wir ja aber unterbinden möchten.
Tipp 2 Verknüpfe die Leine positiv
Es ist wichtig, dass sich dein Hund bei dir gerne anleint und ableint. Du kannst deinem Hund Leckerchen durch das Halsband füttern (Zugstopp-Halsbänder eignen sich dafür besonders gut), sodass dein Hund allmählich selbst den Kopf hineinsteckt.
Verknüpfe die Leine positiv und spiele möglichst von Anfang an mit deinem Hund an der Leine. Das sollen keine Rennspiele sein, aber doch für deinen Hund lohnenswerte Spielereien, zum Beispiel Leckerchen oder Spielzeug suchen.
Wenn du deinen Hund ableinst, mache eine kurze Interaktion mit ihm, bevor er freigegeben wird. Zum Beispiel kannst du einen Trick mit deinem Hund machen, der ihm Spass macht (High Five…etc.). So lernt dein Hund, dass nach dem Ableinen bei dir noch etwas Tolles passiert und er orientiert sich so an dir und rennt nicht davon.
Tipp 3 Beginne in einer reizarmen Umgebung
Am besten trainierst du die Leinenführigkeit in einer ruhigen Atmosphäre mit wenig Ablenkung. Starte also dort, wo nur wenige Dinge für deinen Hund interessanter sind als du.
Tipp 4 Mit Richtungswechsel Aufmerksamkeit gewinnen
Nun geht es also los. Führ dir noch einmal vor Augen, um was es geht bei der Leinenführigkeit: um klare Führung. Das bedeutet, dass Du die Richtung angibst und dein Hund Dir folgt.
Bevor du deinen Spaziergang startest, leinst du deinen Hund ruhig an, lass ihn neben dir «Sitz» machen, atme ein paar Mal tief durch und signalisiere so deinem Hund, dass der Spaziergang ruhig beginnt und der Hund sich an dir orientieren muss.
Dann gehst du los und wechselst alle paar Schritte die Richtung!
Wichtig ist, dass dein Blick dabei nach vorne geht, du den Hund nicht anschaust und du in einem flotten Laufschritt unterwegs bist. Sobald dein Hund an der Leine zieht wechselst du die Richtung und signalisierst so deinem Hund, dass du das Ziehen nicht tolerierst und er damit nicht an sein Ziel kommt. Dein Hund braucht bei dieser Übung ausreichend Leinenfreiheit, damit er auf den Richtungswechsel reagieren kann. Wenn der Hund dich dabei anschaut lobe ihn ausgiebig (Klasse! Super! etc.).
Leinentraining ist für dich und deinen Hund sehr anspruchsvoll und erfordert viel Konzentration. Baue kleine Trainingseinheiten von maximal 5-10 Minuten ein und übe 3-4x am Tag kurz und konsequent.
Beende die Übung immer mit einem Erfolgserlebnis. Eine Streicheleinheit, ein Spiel oder ein Leckerchen zeigen dem Hund, dass diese Übung Spass macht und das Gehen an lockerer Leine positiv bestärkt wird.
Nicht für jeden Hund eignet sich diese Übung. Bei einem offensiven oder ängstlichen Hund musst du beachten, dass dein Hund die Schnauze nicht vorn hat. Du kannst die Hand auf seinen Brustkorb legen und ihn ruhig aber bestimmt zurückschieben. Dann gehst du ohne Worte weiter. Wichtig ist dabei, dass du deinen Hund nicht erschreckst. Es geht ja nicht darum, dass du ihn bestrafst, sondern dass du deinen Hund körpersprachlich korrigierst.
Tipp 5 Konsequenz ist fast alles
Schenke deinem Hund beim Leinentraining die ganze Aufmerksamkeit und bleib dabei konsequent. Denn wenn dein Hund zieht und Erfolg hat, belohnt er sich damit selbst. Lass dein Handy zu Hause und fokussiere dich im Training nur auf deinen Hund.
Tipp 6 Lasst euch Zeit
Auf bekannten Trainingsstrecken wirst du bald eine Verbesserung der Leinenführigkeit bemerken. Hingegen auf neuen, unbekannten Wegen kann es immer wieder vorkommen, dass ihr mit viel Geduld üben müsst. Das ist ganz normal. Werde nie grob und lass dich nicht frustrieren, wenn das Training nicht immer klappt, sondern arbeite kontinuierlich an einer guten und vertrauensvollen Beziehung und achte auf die Körpersprache deines Hundes und seine Signale der Müdigkeit, Überforderung oder Stress.
Die Geduld wird sich doppelt auszahlen, denn das Leinentraining ermöglicht euch beiden einen entspannten Spaziergang und die Bindung zwischen dir und deinem Hund wird gestärkt, sodass ihr eure gemeinsamen Glückszeiten wieder intensiv wahrnehmen und geniessen könnt!
Du hast jetzt die Basics einer guten Leinenführigkeit gelernt und ich wünsche dir und deinem Hund dabei ganz viel Geduld, Motivation und Spass. Wichtig ist, dass ihr beide das Laufen an der Leine regelmässig übt und alle kleinen Erfolge ganz gross feiert.
Wenn du noch mehr zum Thema Leinenführigkeit wissen möchtest oder einen ängstlichen oder aggressiven Vierbeiner hast, bei dem du mit den Basics nicht erfolgreich bist, nimm gerne Kontakt mit mir auf und wir können deine persönlichen Herausforderungen mit deinem Herzenshund genau analysieren. So wie jedes Mensch-Hund Team verschieden ist, so gibt es auch verschiedene Übungen zur perfekten Leinenführigkeit. Ich bin für dich und deinen Hund da.
Du schaffst das!